Friede

Friede
   1. Biblisch. In der Bibel beider Testamente kommt F. als Abwesenheit von Krieg u. Gewalttätigkeit u. damit als Aufgabe derMenschen vor. In der Bergpredigt werden die Frieden Stiftenden selig gepriesen u. konkrete Beispiele für die Überwindung von Haß u. Aggressivität geboten (Feind) . Vor allem gilt der F. jedoch als Gabe Gottes, um die Gott gebeten u. für die ihm im Lobpreis gedankt wird. Das hebr. Wort ”schalom“ umfaßt nicht nur die Abwesenheit von Krieg; es hat die Bedeutung von Heil schlechthin. Darum gilt F. als das entscheidende eschatologische Geschenk, durch das auch die Feindschaft von Juden u. Heiden beseitigt wird (Jer, Ez, Jes). Bei Paulus geht die Versöhnung von Gott u. Menschen auf die Initiative Gottes zurück, der darum oft ”Gott des Friedens“ heißt (Röm 15, 13; Phil 4, 9; 1 Thess 5, 23 u. ö.). In ausgezeichneter Weise nennt Eph 2, 14 ff. Jesus Christus ”unseren Frieden“; von ihm her ist F. Aufgabe der Kirche (Röm 12, 18; Eph 4, 3).
   2. Theologiegeschichtlich. Die Haltung des frühen Christentums war in der Frage des Friedens zwiespältig. Auf der einen Seite wurde den Christen der Soldatendienst wegen der möglichen Tötungen verboten. Anderseits wies man den irdischen Instanzen die Pflicht zu, die Bürger vor Gewalt zu schützen. Auf Augustinus († 430), der die Gewaltanwendung gegen Ketzer forderte, ging die Auflistung von Bedingungen für einen ”gerechten Krieg“ zurück, die in der scholastischen Theologie reflektiert (Thomas von Aquin †1274 definierte den Frieden als ”Ordnung des Zusammenlebens auf dem Fundament der Gerechtigkeit“) u. ausgebaut wurden. ”Pazifistische“ Strömungen tauchten immer wieder bei solchen auf, die eine radikale Nachfolge Jesu leben wollten. Im späten Mittelalter u. in der Zeit der Renaissance entstanden Bemühungen um eine rationale, nicht vom Glauben her begründete Friedensordnung unter den Völkern (Utopie bei ThomasMorus †1535), in eindrucksvollerWeise bei I. Kant († 1804) weiterentwickelt. Hier taucht der Gedanke eines Staatenbundes für den Frieden u. der Schaffung eines unabhängigen Gerichts zu seiner Sicherung auf. Das 19. Jh. sieht einerseits Anstrengungen um völkerrechtliche Vereinbarungen für den Kriegsfall, anderseits unbegrenzten Militarismus, der dann in die Katastrophen des 20. Jh. führt, die von den immer sehr begrenzten Kreisen christlicher Pazifisten nicht aufgehalten werden konnten. Die Besinnung nach dem ”totalen Krieg“ führte zu Anstrengungen der Friedenssicherung auf vielen Ebenen einschließlich der Rüstungskontrolle u. der vereinbarten Abrüstungen, mit den Versuchen zur Stärkung der internationalen Autorität. An ihnen waren die Kirchen, sowohl der Ökumenische Rat in Genf als auch das II. Vaticanum (GS 42 , 78 , 82 u. ö.), aktiv beteiligt. Nach dem Abbau der globalen Konfrontation der Blöcke tauchten durch unvermutet wiedererwachten Nationalismus, Befreiungskämpfe gegen autoritäre Strukturen u. irrationale Aufrüstungen in der Dritten Welt neue Friedensprobleme auf, an denen sich die Erste Welt durch Waffenhandel mit schuldig macht. Auch das brutale 20. Jh. hatte seine Märtyrer des Friedens, u. a. M. J. Metzger († 1944), D. Bonhoeffer († 1945), M. Gandhi († 1948), M. L. King († 1968).

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friede(n) — Friede(n) …   Deutsch Wörterbuch

  • Friede — Friede …   Deutsch Wörterbuch

  • Friede — steht für: einen gesellschaftlichen Zustand, siehe Frieden Der Friede, eine Zeitschrift Der Frieden, auch Der Friede, eine Komödie des Aristophanes Friede ist der Vorname folgender Personen: Friede Henriette Kraze (1870–1936), deutsche Pädagogin… …   Deutsch Wikipedia

  • Friede — was a fictional spacecraft designed by Hermann Oberth and was featured in the 1929 silent movie Woman in the Moon . The Friede was, at the time, the most realistic depiction of space travel (having multiple stages, liquid fuel, etc.). Having the… …   Wikipedia

  • Friede(n) — Sm std. (8. Jh.), mhd. vride, ahd. fridu, as. friđu Stammwort. Aus g. * friþu m. Friede , auch in anord. friđr, ae. friþ m./n., afr. fretho, gt. in gafriđon versöhnen (sonst ist Friede gt. gawairþi). Ein tu Abstraktum zu der in frei vorliegenden… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Friede — Friede‹n›: Das altgerm. Substantiv mhd. vride, ahd. fridu, niederl. vrede, aengl. friđ, schwed. frid gehört mit aind. prītí ḥ »Freude, Befriedigung« zu der unter ↑ frei behandelten idg. Sippe und bedeutet ursprünglich »Schonung, Freundschaft«.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Friede [1] — Friede, 1) Zustand der Ruhe u. des Rechts zwischen Staaten, dem Krieg entgegengesetzt. Jeder geschlossene F. wird auf immer (Ewiger F.) angenommen; ein blos auf eine gewisse Zeit geschlossener F. ist Waffenstillstand (Zeit F.). Menschliche… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friede — (Frieden, lat. Pax, franz. Paix, engl. Peace) bezeichnet den Gegensatz von Krieg oder Streit überhaupt, also im allgemeinen den nicht durch absichtliche Menschengewalt gestörten Zustand der Ordnung und Ruhe im Leben des Einzelnen wie im Leben der …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Friede [2] — Friede, Nebenfluß links der Freiberger Mulde …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friede [3] — Friede, Orden des Friedens u. des Glaubens (l Ordre de la paix et de la foi), wurde 1229 vom Erzbischof von Amène von Auch, Bischof von Cominges gestiftet, um die Routiers (Straßenräuber u. Abenteurer), die Albigenser u. Kirchenräuber zu… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friede — Friede, die regelmäßige und dauernde Rechtsordnung zwischen den einzelnen Staaten, welche nur ausnahmsweise durch Krieg (s.d.) unterbrochen wird, im Staats und Strafrecht der innerhalb der staatlichen Gemeinschaft herrschende Zustand der… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”